Nehas
Geschichte


Vor vier Jahren ging Neha durch die Hölle, als ihre Eltern sie zur Hochzeit mit einem viel älteren Mann zwangen. Seine vorherige Frau war fünf Tage nach der Hochzeit weggelaufen.

Neha sah die Warnsignale, ihre Eltern nur die finanziellen Vorteile. Der Mann besaß einen Laden für Mobiltelefone und war wohlhabend, und Nehas Familie musste keine Mitgift bezahlen, weil der Mann schon eine von dem anderen Mädchen bekommen hatte.

„Als ich erfahren habe, dass ich heiraten muss, habe ich sehr viel geweint“, berichtet Neha. Als sie merkte, dass ihre Tränen und Bitten nichts halfen, drohte sie damit, sich in kochendes Öl zu stürzen. Schließlich flüchtete sie und suchte bei ihrer Schwester Schutz. Damals glaubte sie, dass sie ihre Eltern nie wiedersehen würde.

Kinderehen sind in Nepal verboten, aber in vielen Regionen herrschen noch immer alte Traditionen und schädliche soziale Normen. Von Mädchen wie Neha wird erwartet, dass sie jung heiraten und daheim bleiben. Ihre Bildung und ihre Zukunft haben keinen Stellenwert.

Die Position einer Frau ist hier ganz anders als die eines Mannes“, erklärt Neha, „viele Eltern glauben, dass eine Tochter keine Ausbildung braucht.“ Diese Einstellung schade vielen Mädchen und Frauen, sagt sie. „Manchmal wollen sie gar nicht mehr leben. Viele Frauen sagen, dass ihr Leben nicht ihnen gehört, weil sie keine eigenen Entscheidungen treffen können.“

Während Neha bei ihrer Schwester lebte, entschlossen sich ihre Eltern, einen World Vision-Vortrag zur Bedeutung von Bildung zu besuchen. Bildung ist eine zentrale Säule unserer Arbeit, denn sie gibt den Kindern die Werkzeuge an die Hand, um den Teufelskreis von Armut zu durchbrechen. Wenn jedes Mädchen eine Schulbildung erhalten würde, würde die Anzahl der Kinderheiraten weltweit um 64 % zurückgehen.

Als Nehas Eltern klar wurde, wie wichtig eine Schulbildung ist, beschlossen sie, ihren fünf Töchtern den Besuch einer Schule zu ermöglichen – auch Neha. Voller Freude kehrte das Mädchen nach Hause und in die Schule zurück. Ein Jahr später wollte ein anderer Mann sie heiraten. Dieses Mal unterstützten ihre Eltern sie und bestärkten sie darin, Nein zu sagen.

Heute ist Neha 18, hat die Schule abgeschlossen und setzt sich für andere Mädchen in ihrer Gemeinde ein.

„Ich bin 18 Jahre alt und habe drei Kinderheiraten verhindert. Ich wurde beinahe selbst Opfer einer Kinderehe, aber ich wurde gerettet.“

Mit der Unterstützung von World Vision zeigt Neha anderen Mädchen, wie sie sich gegen eine frühe Heirat wehren können und wie sie Fälle von Kinderheirat erkennen und anzeigen können.

„Wir finden schnell heraus, wenn jemand im Dorf heiraten soll. Die Nachricht, dass jemand ins Dorf kommt, um ein Mädchen zu heiraten, verbreitet sich schnell. Die Mädchen geben uns dann Bescheid, und wir informieren den Chef unserer Organisation sowie die Polizei“, berichtet Neha.

Das World Vision-Team in Nepal berichtet, dass Kinder wie Neha entscheidend dazu beitragen, Kinderehen zurückzudrängen. Seit 2018 wurden über 500 Frühehen in den Regionen verhindert, in denen World Vision arbeitet – die meisten davon von anderen Kindern.

Heute ist Neha ein Vorbild für andere junge Mädchen, denn auf einmal haben diese jemanden, an den sie sich wenden können. Endlich haben sie den Beweis dafür, dass großartige Dinge passieren, wenn ein Mädchen zur Schule gehen kann.

„Andere Mädchen sagen, dass sie wie ich sein möchten. Ich hätte mir selbst nie träumen lassen, dass ich einmal so weit komme.“

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