Kinderschutzzentren für Flüchtlinge aus der Ukraine
Online-Unterricht und Gemeinschaftsgefühl
Wie das Wohnzimmer zur virtuellen Schule wurde
Das Wohnzimmer der kleinen Wohnung in der moldawischen Stadt Ştefan Vodă ist für die neunjährige Angelina und ihre elfjährige Schwester Valeria zum Klassenzimmer geworden: Seit der Flucht aus der Ukraine müssen die beiden auf Pausengespräche mit anderen Kindern verzichten, ihr Unterricht findet derzeit nur online statt.
Die beiden Mädchen gehören zu jenen fünf Millionen Kindern, die durch den Kriegsausbruch in der Ukraine ihre Heimat und den Zugang zu Bildung schlagartig verloren haben. In Moldawien haben sie mit ihrer Mutter Irina nicht nur Zuflucht gefunden. Sie können jetzt auch online am Unterricht in ihrer alten Schule in der Ukraine teilnehmen. Es wäre eine zu große Belastung gewesen, eine Schule in Moldawien zu besuchen, sagt Mutter Irina: „Als Flüchtlinge in einem fremden Land zu leben und nur online zur Schule gehen zu können, war schon genug Herausforderung. In einer moldawischen Schule hätten sie von vorne anfangen müssen. Das wäre eine zusätzliche Belastung gewesen, darum haben wir uns für den Online-Unterricht entschieden.“
Rettungsanker Kinderschutzzentrum
„Ich mag die Malkurse“, sagt Angelina, „wenn ich den ganzen Tag vor dem Computer verbracht und gelernt habe, kann ich mich beim Zeichnen entspannen.“ Das hell erleuchtete Kinderschutzzentrum ist mit fünf Tischen ausgestattet, es gibt Regale voller Bücher und Brettspiele. Links gibt es eine Ecke mit einem weichen Teppich und Polstern. Das ist Valerias Lieblingsplatz, hier liest sie ihre Bücher.
„Ein Kinderschutzzentrum wie dieses ist mehr als ein Ort zum Zeichnen und Basteln“, erklärt Ludmila Iroş, „es ist eine Umgebung, wo Kinder aus der Ukraine und aus Moldawien Freundschaften schließen, ihre Sprachkenntnisse vertiefen und sich sicher fühlen. Hier erfahren sie ein Gefühl der Zugehörigkeit.“
Das Kinderschutzzentrum wird von AVE Copiii, unserem Partner vor Ort, unterstützt und von Nachbar in Not sowie der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (Austrian Development Agency, ADA) mitfinanziert. Die Projektschwerpunkte liegen auf Schutz, informeller Bildung und psychosozialer Unterstützung in insgesamt sechs solcher Zentren in ganz Moldawien.
Seit Kriegsbeginn hat World Vision Bildungsmaßnahmen für mehr als 200.000 Kinder in der Ukraine, Rumänien, Moldawien und Georgien auf die Beine gestellt. Außerdem wurden über 32.000 Kinder in Kinderschutzprogramme aufgenommen. Insgesamt haben wir für die geflüchteten Menschen 105 Dienstleistungszentren eingerichtet.
Story & Fotos: Laurentia Jora
In Zusammenarbeit mit:
ADA: https://www.entwicklung.at/
Nachbar in Not: https://nachbarinnot.orf.at/