Als World Vision Vietnam vor 18 Jahren die Arbeit in Tram Tau aufgenommen hat, sah sich das Team mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert.
Tram Tau ist ein abgeschiedener und gebirgiger Distrikt in der Provinz Yen Bai. Die Bevölkerung litt aufgrund der Abgeschiedenheit unter Armut und sozialen Benachteiligungen, die Einkommensmöglichkeiten waren zu Projektbeginn stark eingeschränkt. Auch um den Zugang zu ausreichender, abwechslungsreicher und gesunder Nahrung war es schlecht bestellt. Die Gesundheitsversorgung war äußerst mangelhaft, medizinisches Personal war, sofern überhaupt vorhanden, nicht oder nur unzureichend ausgebildet.
Im Bereich Landwirtschaft fehlte es in erster Linie an Know-how zu modernen Anbau- und Tierzuchtmethoden. Naturkatastrophen wie Dürre, Überschwemmungen oder Stürme beeinträchtigten die landwirtschaftliche Produktion.
Bildung
Bildung hat in Vietnam an sich einen hohen Stellenwert: Rund 94 % der Gesamtbevölkerung können lesen und schreiben. Auf dem Land ist die Situation jedoch eine völlig andere: Die Mehrheit der Kinder – insgesamt 96 % – gehört einer ethnischen Minderheit an und spricht die Landessprache oft nur unzureichend. Dadurch waren sie mehr oder weniger vom Schulbesuch ausgeschlossen.
Dazu kamen mangelndes Bewusstsein für die Bedeutung von Bildung, Kinder mussten auch oft zum Familieneinkommen beizutragen. Entsprechend hoch war die Rate von Schulabbrüchen. Auch die langen Wege zur nächsten Schule waren ein enormes Hindernis.
Gemeinsam mit der Bevölkerung hat das Team vor Ort Lösungen erarbeitet, die erfolgreich umgesetzt wurden.
Dazu gehörten die bessere Ausbildung des Lehrpersonals im Bereich der frühkindlichen Förderung und die Bereitstellung passender Fortbildungsmaterialien. Um die Bedingungen für die Kinder in den Schulen zu verbessern, wurde Lernmaterial angeschafft. Außerdem wurden in den weiter entfernten Schulen Schlafsäle und neue Klassenzimmer gebaut.
Die Inhalte der schulischen Ausbildung wurden reformiert. In der Vorschule liegt der Fokus auf der physischen, emotionalen und persönlichen Entwicklung, um die Kinder bestmöglich für die erste Schulstufe vorzubereiten. Die Schule legt anschließend den Schwerpunkt auf die intellektuelle Entwicklung, fördert Talente, zeigt Berufsmöglichkeiten auf und lehrt die Kinder außerdem die Traditionen ihres Landes, Ethik, praktische Fähigkeiten und Fremdsprachen.
"Ich freue mich sehr über die Teilnahme an der Globalen Aktionswoche und glaube, dass sich die Qualität der Bildung nach dieser Veranstaltung verbessern wird. Und ich hoffe, dass alle Kinder auf der Welt die Möglichkeit haben werden, zur Schule zu gehen", sagte Phuong, ein 12-jähriges Mädchen.
"Das Zeichnen hilft uns immer, einen Moment der Ruhe zu haben. Es hilft mir, meine Vorstellungskraft zu entwickeln, und ich hoffe, dass alle Kinder auf der Welt eine schöne Zukunft haben wie in meiner Zeichnung." - Thu, 11 Jahre alt
"Das Internatswohnheim wurde fertiggestellt, jetzt haben wir einen sicheren und sauberen Ort zum Leben und Lernen. Wir möchten lernen, um gute Noten erzielen und nützliche Menschen für die Gesellschaft zu werden", sagt die 13-jährige May.
Gesundheit
Zu viele Kinder unter fünf Jahren waren mangelernährt, der Zugang zu sauberem Wasser und Hygiene war kaum gegeben. Die Kinder litten daher unter Erkrankungen wie Durchfall und wussten nichts über grundlegende Hygienepraktiken wie Händewaschen. Das Wissen um gesunde, nährstoffreiche Ernährung war praktisch nicht vorhanden: Mütter gaben ihren Babys oft unmittelbar nach der Geburt bereits Reis zu essen anstatt sie zu stillen. Kaum eine Frau wusste, welche Impfungen für ihre Kinder wichtig waren oder ob ihre Kinder genug Vitamin A zu sich nahmen. Die gesundheitliche Versorgung war vor allem für Schwangere, Mütter und ihre Kinder sowie für Mädchen denkbar schlecht und musste dringend verbessert werden.
Um den Zugang zu Gesundheitsversorgung und die Ernährung zu verbessern, wurde ein umfangreiches Maßnahmenpaket geschnürt. Mit Hilfe von Gesundheitskampagnen werden grundlegende Kenntnisse in Ernährung vermittelt.
In Kooperation mit Bildungseinrichtungen wurden eigene Tagesklassen für Vorschulkinder eingerichtet, um den Kindern den Zugang zu gesunder Ernährung zu erleichtern. Auch der Zugang zu sauberem Wasser hat sich verbessert, und es wurden Gesundheitshelfer für die Gemeinden ausgebildet.
"Durch das Training in unserem Dorf habe ich nicht nur Wissen über Kinderbetreuung und richtige Ernährung erhalten, sondern auch Unterstützung bei der Zucht von Hühnern und Enten. Diese Hilfe hat dazu beigetragen, dass meine Kinder sich täglich ausgewogen ernähren können. Ich glaube, dass mein Sohn gesund aufwachsen wird", sagt Frau Loan.
"Die lokalen Gesundheitsgruppen sind ein gutes Modell, wo Eltern lernen und sich austauschen können. Sie haben ihnen geholfen, ihr Verhalten bei der Kinderbetreuung zu verändern und bei der Ernährung auf Vitamine und Eiweißgruppen zu achten. Diese neuen Praktiken werden den Kindern helfen, ihre Gesundheit zu verbessern", teilte Frau May mit.
"Mein Name ist Dua. Wir, die H'mong, haben nicht die Gewohnheit, Gemüse anzubauen und zu essen, daher waren unsere Kinder nicht sehr gesund. Seit ich am Ernährungsclub im Dorf teilgenommen habe, weiß ich, wie wichtig Gemüse für die Menschen ist, vor allem für Kinder", erzählt Frau Dua.
Kinderschutz
Im Bereich des Kinderschutzes gab es eine Fülle von Problemen, die dringend gelöst werden mussten. Frühverheiratung war ebenso ein Thema wie häusliche Gewalt, behinderte Kinder und Waisen waren erhöhten Sicherheitsrisiken ausgesetzt. Das Bewusstsein für den Schutz von Kindern war gering, auch, weil ein Großteil der Erwachsenen sehr viel Zeit für Erwerbsarbeit aufbringen musste und sich nur ungenügend um die Kinder kümmern konnte. Es gab kein soziales Netz für die Kinder und keine Möglichkeit, ihre Meinung zu sagen oder sich aktiv am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen. Das Wissen um Kinderrechte war praktisch nicht vorhanden. Auch das hat sich geändert.
Familien wurden umfassend in Kinderschutz und Unfallverhütung geschult.
In Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium wurden Trainings angeboten, die sich auf die aktive Teilnahme von Kindern am Gemeindeleben konzentrierten.
Außerdem wurden spezielle Veranstaltungen für Kinder konzipiert.
"Durch diese Veranstaltung haben wir mehr über die Rechte der Kinder erfahren, und dieses Wissen ist sehr wichtig! Wir werden uns weiterhin in unseren Dörfern aber auch außerhalb unseres Distrikts für die Kinderrechte einsetzen", sagt Herr Trinh Van Sue, Vorsitzender des Volksrats im Distrikt.
"Ich bin sehr zufrieden mit dieser Aktivität; bei dieser Veranstaltung habe ich sowohl Geburtstagsgeschenke erhalten als auch an Workshops teilgenommen. Meine Freunde freuen sich auch, sie sind begeistert, wenn sie sich einbringen können", sagt Trang Thi Cong.
"Durch den Kinderclub in der Schule habe ich viel über Kinderschutz gelernt. Das konnte ich an meine Klassenkameraden und Freunde weitergegeben. Ich bin sehr stolz auf mich, weil ich etwas Sinnvolles getan habe, um das Leben sicherer zu machen", sagte Giang A Nha.
Einkommen & Ernährung
Um die Ernährungssicherheit in Tram Tau war es zu Projektbeginn sehr schlecht bestellt: Wassermangel, Wetterextreme wie Dürre, Stürme oder Überschwemmungen beeinträchtigten die landwirtschaftliche Produktion. Weit entfernte Wasserquellen erschwerten die Bewässerung der Felder zusätzlich, und den Menschen fehlten die finanziellen Mittel, um Saatgut und Dünger zu kaufen. Es mangelte auch an Wissen über moderne Anbaumethoden und Viehzucht. Wegen des niedrigen Einkommens war es für die Bevölkerung praktisch unmöglich, Kredite mit niedrigen Zinsen zu erhalten.
Durch die Unterstützung mit Spargruppen, Trainings zu neuen Anbaumethoden und die Einführung von Nutztieren konnte das Einkommen vieler Familien gefördert werden.
"Vielen Dank für die Unterstützung durch das Programm. Das Leben meiner Familie hat sich wirklich verändert, seit wir Mitglieder in dieser Kooperative sind. Jetzt kann meine Familie vorausschauend mit Nahrungsmitteln umgehen und hat ein zusätzliches Einkommen", erzählte Herr Lo Van Keng.
"Diese Unterstützung war in dieser Zeit wirklich wichtig für uns, sie macht uns widerstandsfähiger gegen die Covid-19-Epidemie. Das war keine normale Unterstützung, sondern schenkte uns auch ein besseres Verständnis für gegenseitige Solidarität und Nächstenliebe", sagt Herr Giang A. Chang.
"Früher habe ich auch Geflügel gezüchtet, aber es hat sich nicht gut entwickelt. Das hat sich geändert, seit ich an den Trainings im Weiler teilnehme. Der Club hilft mir, mehr Wissen und Praxis in der Tier-, Geflügel- und Gemüsezucht zu erwerben. Jetzt kann ich mich weiterbilden oder anderen Leuten von diesen Themen erzählen", sagt Herr Lo Van Hoe.
Ein paar Worte von unserem Mitarbeiter aus Vietnam